Naish Phoenix
Back to the Roots! Mit dem Phoenix bringt Naish einen Akteur ins Spiel, der optisch an vergangene Zeiten erinnert. Hochzeiter, massive Streckung, fünf Struts. Von gestern ist das aber keineswegs, sondern eher das derzeit geltende Erfolgskonzept für richtige Höhenflüge.
DIE FAKTEN Big Air für jedermann! So umreißt Jeff Urfer, Kitedesigner bei Naish, den Grundgedanken des neuen Phoenix. Wir waren entsprechend gespannt und haben dem Newcomer im Big-Air-Test auf den Zahn gefühlt. Fünf Struts stellen bei diesem High-Aspect-Ratio-Kite die Grundstruktur dar. Und wie man es von Naish gewohnt ist, bekommen Phoenix-Fahrer eine sehr saubere Verarbeitung auf höchstem Qualitätsniveau geboten. Dazu trägt auch das sogenannte High-Tensile-Thread-Nahtverfahren bei. Mit ihm ist es möglich, einen deutlich gesteigerten Fülldruck im Luftkammersystem zu realisieren. Das verwendete Quad-Tex-Flugtuch besitzt vier horizontal und vier vertikal verlaufende Ripstop-Fäden und macht damit einen sehr hochwertigen Eindruck. Die Waage der Frontleinen kommt ohne Umlenkrollen aus, eine Strategie, unter der die Depower zwar etwas leidet, die Direktheit aber maximiert werden soll. Eine Besonderheit ist das High-V-Setting, mit dem der Phoenix ein Unikat bei Naish ist. Der benötigte Adapter für die Bar wird mitgeliefert und ist in wenigen Minuten platziert.
AUF DEM WASSER Leistung steht hier sehr früh zur Verfügung. Im Vergleich mit den drei Testkontrahenten kommt der Phoenix als Erster in die Gänge. Was dann bei den ersten Schlägen auffällt, sind die guten Höhelaufeigenschaften und das extrem stabile Profil. Grundsätzlich ein Indikator, der eine direkte Steuerung mit guter Rückmeldung vermuten lässt. Beim Phoenix ist das jedoch nicht der Fall. Dieser Kite will stets optimal auf dem Zugpunkt an der Bar geführt werden, da sich Feedback und Reaktivität sonst schnell verabschieden. Das erfordert Fahrkönnen und macht den Phoenix daher nicht zum Darling der Ein- und Aufsteiger-Community. Lieben werden ihn hingegen Kiter mit Höhenrausch-Ambitionen. Für einen effektiven Take-off gilt ebenfalls optimales Timing als Voraussetzung, aber dann geht es ab dem oberen Windbereich richtig hoch hinaus und die Tragfähigkeit ist sensationell. Bei der Hangtime kommt kein anderer Schirm in diesem Test an seine Leistungswerte heran. Schneller als nach oben geht es allerdings nach unten, wenn der Kite in der Flugphase nicht auf dem Zugpunkt gehalten oder von der Optimalposition wegbewegt wird. Das macht den Ablauf bei Sprüngen recht anspruchsvoll, weshalb wir die von Kitedesigner Jeff Urfer ausgegebene Eignung für jedermann nicht unterschreiben können. Die Loop-Disziplin steht nicht unbedingt im Pflichtenheft des Phoenix, auch wenn sie heute für viele Kiter unter dem Begriff Big Air als selbstverständlich gilt. Konsequent eingelenkt liefert er einen nicht abreißen wollenden Zug und dreht sich dabei – trotz gelegentlich aufkommender Zweifel – irgendwie auch immer durch die Kurve. Schnelles Nach-oben-Ziehen, um den Fahrer aufzufangen, ist bis zum Übergang ins absolute High End der Windrange aber nicht unbedingt festzustellen. Daher markiert er in dieser Disziplin das Schlusslicht der Testgruppe.
FAZIT Big Air für jedermann wird hier nicht geboten. Allerdings ausgesprochen starke Sprungleistungen für Kiter mit entsprechender Erfahrung und einem sensiblen Händchen an der Bar. Während Kiteloops bei diesem Big-Air-Vertreter nur bedingt zum hervorzuhebenden Performancespektrum gehören, liefert er die beste Hangtime in diesem Vergleich und auch dieSprunghöhe ist Spitzenklasse.