Wainman Blunt
Auf eindeutige optische Verweise zur Namensgebung wurde im Vergleich zum Vorjahr verzichtet. Stattdessen setzen die Hawaiianer im zweiten Modelljahr auf eine maßlose Verzierung mit dem Firmenlogo, das sich hundertfach auf dem Unterboden wiederfindet. Unverändert wurde der Shape des Vorgängers übernommen, das Innenleben dafür komplett neu gestaltet. Mit dem Wechsel der Produktionsstätte zu Atomic in Österreich wird jetzt auf einen vertikal verleimten Holz-PU-Schaum-Hydridkern gesetzt.
Außerdem konnte die Faserausrichtung der Gelege so modifiziert werden, dass eine höhere Steifigkeit mit weniger Material erzielt wurde. Dadurch ist das 2012er-Blunt noch mal leichter als der Vorgänger. Durch die stark aufgebogene Rockerlinie kommt das Blunt eher gemächlich ins Gleiten und benötigt daher mittleren Kitezug. Für effektives Höhelaufen muss ebenfalls ausreichend Zug vorhanden sein, weshalb im unteren Windbereich eine gute Fahrtechnik Voraussetzung ist, um entsprechend Meter gegen den Wind zu machen. Bei der Laufruhe zeigt sich die markante Aufbiegung hingegen enorm von Vorteil. Unheimlich sanft und mit einer grandiosen Dämpfung gleitet das Blunt auch durch heftige Kabbelbedingungen und ist dabei durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Im Gegensatz zum Vorjahr fällt der Fahrkomfort durch die modifizierte Rumpfkonstruktion spürbar höher aus. Das Blunt ist äußerst agil ausgelegt, es gibt im sportlichen Sinne kaum begrenzende Faktoren.
Ob schnelle Kantenwechsel oder planes Drehen des Boards auf der Wasseroberfläche, es stellt seinem Fahrer ein extrem breites Spektrum an sportiven Fahreigenschaften zur Verfügung und fühlt sich dabei immer absolut frei an. Die neue, weichere Abstimmung der Tips ermöglicht effektives Einkanten zum Absprung mit geringerem Kraftaufwand als beim Vorgängermodell. In diesem Punkt wird die Auslegung auf die Zielgruppe der ambitionierten Freerider am deutlichsten. Während sie nun viel leichter in den Genuss effektiver Sprungleistungen kommen, müssen kraftvolle Fahrer mit guter Technik leichte Einbußen beim Pop in Kauf nehmen. Dieser liegt für ein Board der Freeridekategorie jedoch immer noch im obersten Bereich. Wer ausgehakte Sprünge zu seinem Repertoire zählt, wird die Vorzüge der Bodenkurve besonders bei schnellen, harten Landungen zu schätzen wissen, denn auch bei unsauberem Einsetzen auf der Wasseroberfläche zeigt sich das Blunt sehr fehlerverzeihend. In der Kurvenfahrt bedarf es einer guten Kantenkontrolle, um das Board in mittlere Radien zu führen. Der Übergang von Finnen- zu Kantengriff erfolgt ziemlich abrupt, bevor es in den Drift übergeht.
Fazit: Mit der markant aufgebogenen Bodenkurve präsentiert sich das Blunt optisch eher untypisch für einen Freerider. Durch den loosen Charakter und die etwas schwächere Angleitleistung für Einsteiger eher unattraktiv, wird es besonders fortgeschrittenen Fahrern ein Lächeln der Begeisterung entlocken. Sie kommen in den Genuss eines äußerst agilen Boards, das nicht nur mit genialen Sprungleistungen überzeugt, sondern auch beim Cruisen durch hohen Komfort und Laufruhe besticht.