Die Schweizerin Manuela Jungo tickt anders
Erfolgreiche Brandmanagerin für Uhren nimmt Auszeit und wird Kitesurf-Profi
Manuela Jungo reist um die Welt, elf Monate im Jahr. Im Gepäck hat die Schweizerin Kites und Boards, ihre Spielwiese ist das Wasser. Vor zwei Jahren hängte die 30-Jährige den Beruf als Brandmanagerin an den Nagel und entschloss sich, ihr Glück als Kitesurf-Profi zu versuchen. Eine richtige Entscheidung, denn Manuale Jungo gehört auf der PKRA World Tour mittlerweile zu den besten Freestylerinnen der Welt.
Beim Red Sea Kitesurf World Cup in Soma Bay kämpfte sie sich am Samstag bis ins Viertelfinale vor. Dort unterlag sie Bruna Kajiya aus Brasilien nur knapp. In der Rückrunde am Sonntag hat die Schweizerin aber noch die Möglichkeit, weiter nach vorn zu fahren und vielleicht wieder einen Podiumsplatz zu erreichen wie beim letzten World Cup in Frankreich, wo sie Ditte wurde.
Dabei sah es im Leben der Manuela Jungo lange Zeit gar danach aus, als ob sie einmal mit der PKRA World Tour um die Welt reisen würde. Das Kitesurfen war für sie die schönste Nebensache der Welt, ein Hobby, mehr nicht. „Ich habe 2005 bei einem Urlaub auf Hawaii zum ersten Mal Kitesurfer gesehen. Das hat mich umgehauen. Als Snowboarderin war ich ja mit dem Brett vertraut, Wind und Wasser kamen eben noch dazu. Es war zu Beginn für mich nicht mehr als eine tolle Freizeitbeschäftigung, zumal es in der Schweiz nicht viele Spots gibt, an denen man trainieren kann“, erklärt „Manu“ ihre Anfänge mit dem Drachen.
Ihr Hauptaugenmerk galt ohnehin dem Wirtschaftsstudium, denn für Manuela Jungo stand fest: „Ich wollte Businesskarriere machen.“ Nach dem Uni-Abschluss wurde sie erfolgreiche Brandmanagerin bei einer Uhrenfirma und funktionierte wie ein Schweizer Uhrwerk. Aber nach eineinhalb Jahren kamen die ersten Zweifel: „Ich habe viel Geld verdient, viel gearbeitet und viel Verantwortung getragen. Ich hatte aber keine Zeit mehr für Freunde und meinen Sport. Da habe ich mich gefragt: Soll so mein ganzes Lebens aussehen.“
Schnell stand ihr Plan fest: Manuela Jungo wollte eine Auszeit nehmen, ihre Leidenschaft Kiten zum Beruf machen und nach eineinhalb Jahre wieder in ihren Job zurückkehren. Sie sparte Geld und feierte 2011 mit zwei Top-Sponsoren an ihrer Seite Premiere auf der PKRA World Tour. „Mir fehlte natürlich die Wettkampferfahrung, ich musste den extremen Vorsprung der Top-Fahrerinnen erst aufholen. Aber ich habe schnell gelernt und konnte immer besser mithalten“, erinnert sich Manuela Jungo.
Schon in ihrer zweiten Saison katapultierte sie sich 2012 in die Weltspitze und belegte im Gesamtklassement einen sensationellen fünften Weltranglistenplatz. In diesem Jahr gelang ihr in Frankreich als Dritte zum ersten Mal der Sprung aufs Podium. „Ich kann an einem guten Tag mit den absoluten Spitzenfahrerinnen mithalten. Das ist für mich das Wichtigste“, erklärt Jungo.
Wann sie wieder in ihr altes Leben zurückkehren wird, weiß sie nicht. „Manchmal denke ich im Winter, das kommende Jahr wird mein letztes als Kitesurf-Profi. Aber wenn ich für die Saison trainiere und im Wettkampfmodus bin, will ich eigentlich niemals damit aufhören“, erklärt die Schweizerin. Vor der Rückkehr in ihren alten Beruf hat sie keine Angst. „Als Brandmanagerin war ich für ein bestimmtes Produkt zuständig, jetzt vermarkte ich mich selber. Und das will ich so lange wie möglich machen und meine Passion für das Kitesurfen ausleben.“