El Gouna – Die Lagune mit Suchtgefahr
Nur etwa 20 Kilometer von Hurghadas Flughafen entfernt befindet sich El Gouna, die nördlichste Destination der Rotmeerküste. Der beeindruckende Lagunenort hat sich in den letzten 25 Jahren zu einem der besten und schönsten Kitespots der Welt entwickelt. Er besticht durch eine Mischung aus traditionellem nubischen Stil und moderner Architektur, die Farbtöne Gelb und Rot bestimmen das Stadtbild. Mein letzter Besuch ist nun fünf Jahre her und es ist mehr als erstaunlich, wie sich das Gesicht des Ortes in so kurzer Zeit noch einmal verändert hat. Zum Positiven. Bauen deutsche Tiefbauer an einer Autobahnbrücke oder einem Flughafen gern mal Jahrzehnte, sind in El Gouna in kürzester Zeit zahlreiche neue Gebäude entstanden, ohne dabei den Charme einer besonderen Küstenperle zu verlieren.
El Gouna ist Ägyptens jüngste Stadt. Ihre Entstehung geht auf den Unternehmer Samih Sawiris und seiner Orascom-Gruppe zurück. Sawiris begann 1989 damit, das Feriengebiet zu errichten, und ist auch heute noch für die gesamte Ortschaft verantwortlich. Mit dieser Anlage betrat er Neuland: Zuvor bauten Investoren vereinzelte Hotelanlagen zwischen Küste und Wüste und verzichteten weitestgehend auf Infrastruktur, sodass sich das gesamte touristische Leben nur auf der Hotelanlage abspielte. Sawiris Idee einer modernen Kleinstadt mit westlichem Anspruch gilt als Revolution im ägyptischen Tourismus. Auch beim problematischen Thema der Bewässerung versucht El Gouna neue Standards zu setzen, denn eine eigene Wasseraufbereitungsanlage versorgt den gesamten Ort autark. El Gouna ist zur Zeit etwa zu 95 Prozent CO2-neutral und soll in den nächsten Jahren die 100-Prozent-Marke erreichen.
Anders als in vielen anderen Tourismusanlagen wird in El Gouna auch das Wohl der Angestellten berücksichtigt. Sie leben in einem eigenen Stadtteil mit geräumigen Wohnungen und ihnen wird die Möglichkeit geboten, ihre Familien mitzubringen. Diese Absicherung und Versorgung zeigt sich auch im freundlichen Auftreten der Angestellten in der Stadt.
Doch drohte dem Touristenort fast das Aus: Die Umbrüche nach dem Rücktritt des Staatspräsidenten Husni Mubarak 2011 und dem damit verbundenen Arabischen Frühling sorgten für Unruhe in Ägypten und drohten, auch El Gounas Stern verblassen zu lassen. Der auf Mubarak in der Regierung folgenden Muslimbruderschaft war das Vorzeigeprojekt des Kopten ein Dorn im Auge. Sie begannen, den Unternehmer mehr und mehr zu schikanieren. Wäre die Muslimbruderschaft in der Regierungsverantwortung geblieben, hätte Sawiris das Land verlassen müssen. Mit ihm wären die Investoren gegangen. El Gouna wäre langsam, aber sicher gestorben. Doch gelang es, die wirtschaftliche Krise, die der politischen folgte, zu überstehen, sodass die Trockenperiode im ägyptischen Tourismus zumindest in El Gouna überwunden zu sein scheint.
Trotzdem schwingt bei vielen Reisewilligen noch ein ungutes Gefühl mit, wenn Ägypten als Ziel benannt wird. Und ich muss zugeben: Auch bei mir lagen Freude und Zweifel vor Reiseantritt dicht beieinander. Nach meinem Aufenthalt frage ich mich, wie ich jemals zweifeln konnte. Mein Aha-Erlebnis hatte ich an einem Abend in Hurghada, als wir ein geeignetes Restaurant suchend rund eine Stunde durch die Stadt liefen. Die Bars, Cafés und Restaurants waren gut besucht. Und das in der Regel von Einheimischen. Wenn man sieht, wie bedenkenlos Kinder kurz vor Mitternacht auf der Straße spielen und mit welcher Selbstverständlichkeit das Geschehen vonstattengeht, wird einem bewusst, wie wenig diese Menschen an Bedrohungen denken. Und wie wenig Interesse sie daran haben können. Mir wurde bewusst, dass trotz unterschiedlicher Religion und Lebensweise für die überwiegende Mehrheit der Menschen vor Ort die gleichen Werte gelten wie für uns. Und die sind geprägt durch ein friedliches Miteinander, ohne Stress und Sorgen. Ich habe mich an diesem Abend in der belebten Altstadt von Hurghada auf jeden Fall sicherer gefühlt als in so manchem Stadtteil in Hamburg, Berlin oder Frankfurt. So reifte in mir relativ schnell der Entschluss, die nächste Reise Anfang Februar mit meiner Familie anzutreten.
Denn wenn man sich schon in Hurghada gut aufgehoben fühlt, El Gouna ist noch einmal eine ganz andere Liga. Nachdem man die Einlasskontrolle an der Haupteinfallstraße passiert hat, kommt zu keiner Tages- oder Nachtzeit egal wo ein ungutes Gefühl auf. Mein persönliches Sicherheitsempfinden war uneingeschränkt positiv. Ein eigener Sicherheitsdienst, El Gouna Security, macht El Gouna zu einem der wohl behütetsten Touristenorte in Ägypten, sodass man abends auch unbesorgt in den Randvierteln der Stadt spazieren gehen kann.
Außerdem legen die Eigentümer und Verwalter des Ortes großen Wert auf eine faire Behandlung der Touristen. Das fängt schon bei den Motorrad-Rikschas an, die für jeden zur Verfügung stehen und einen kostengünstig zum Ziel bringen. Und das garantiert ohne Abzocke oder Nachverhandlungen. Die beiden Fahrpreisoptionen (eine Person oder zwei Personen) sind sichtbar auf der Windschutzscheibe angebracht. Viele Orte der Lagunenstadt kann man auch mit dem Wassertaxi erreichen. El Gounas Straßen sind voll von Restaurants unterschiedlicher Küchen, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Auch kulturell ist El Gouna eine Stadt mit Ambitionen. Dort gibt es mehrere Schulen, eine Zweigstelle der Bibliothek von Alexandria und sogar einen Campus der TU Berlin. Außerdem gibt es neben der örtlichen Moschee auch eine Kirche, ein Versprechen der Weltoffenheit und eine Erinnerung an den koptischen Stadtgründer Samih Onsi Sawiris. Im Kommunikationszeitalter darf es natürlich auch nicht an einem eigenen modernen Telefonnetz fehlen, welches die flächendeckende Erreichbarkeit des Mobiltelefons gewährleistet. Ein weiterer wichtiger Punkt für jeden Urlauber ist außerdem, dass es ein nach europäischen Standards ausgestattetes Krankenhaus, einen Zahnarzt und drei Apotheken gibt.
Neben allen Annehmlichkeiten des täglichen Lebens ist jedoch das Revier an sich der Hauptgrund, warum El Gouna für alle Wassersportler eine Reise wert ist. Als jahrzehntelanger Windsurfer habe ich hier zum ersten Mal verstanden, wozu Kitesurfen eigentlich erfunden wurde. Bei bombastischem Wetter mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius, konstanten vier bis fünf Beaufort, glattem, häufig nicht mehr als knietiefem Wasser ist der Sport einfach eine alternativlose Macht und dem Windsurfen überlegen.
Insgesamt gibt es in El Gouna vier öffentliche Strände, die alle ihren Reitz haben. Ganz im Süden liegt Zeytouna Beach. Er befindet sich auf einer kleinen Insel südlich des Sheraton Miramar Resorts mit einer vorgelagerten Lagune. Zaytouna Beach ist ein typischer Badestrand, doch auch Schnorcheln, Beachvolleyball oder Fußball sind hier möglich. Ein etwa 350 Meter langer Steg führt über die Lagune und das Riff hinweg zum offenen Meer. Weiter nördlich liegt der Marina Beach, an dem unmittelbar das Restaurant Moods Beach gelegen ist. Die beiden nördlichsten Strände gelten für viele Wind- und Kitesurfer als am attraktivsten. Aufgrund der offenen Lage im Roten Meer sind hier die Windverhältnisse optimal. Der nördlichste Strand ist Buzzha Beach. Etwa 650 Meter weiter südöstlich befindet sich Mangroovy Beach. Beide Strände liegen nördlich von Abu Tig und zeichnen sich dadurch aus, dass sie besonders flache Küstenabschnitte vorweisen. Dem Strand vorgelagert liegt ein Riff, das eine Lagune bildet.
Uns persönlich hat es bei diesem Trip aber vor allem die riesige Riffplatte angetan, die von Sand bedeckt direkt vor dem Hotel Club Paradiso El Gouna und der beheimateten Basis Osmosis Kiteboarding liegt. 1.500 Meter vor der Küste erstreckt sie sich auf rund 1.000 Hektar und bietet sowohl bei Ebbe als auch bei Flut ein Revier, was weltweit einmalig sein dürfte. Zwei Mal am Tag hat man die Möglichkeit, sich von dem Team von Osmosis Kiteboarding per Boot rausshutteln zu lassen. Alternativ kann man den Weg auch selbst zurücklegen. Da die Ränder des großen Areals jedoch von offenem Riff umgeben sind, ist das nur bei Flut empfehlenswert.
So vielfältig wie die Strände sind auch die möglichen Unterkünfte. Das Captain´s Inn ist ein Drei-Sterne-Hotel mit 41 Zimmern an der Abu Tig Marina. Für das leibliche Wohl sorgen hier das Hauptrestaurant Captains Steakhouse und die Tides Lounge & Bar. Wer es gehobener wünscht, ist im Mövenpick Resort & Spa El Gouna bestens aufgehoben. Es bietet eine Symbiose aus höchstem Komfort und Kitesport. Das Fünf-Sterne-Hotel mit 533 Zimmern bietet neben dem Hauptrestaurant mehrere Spezialitätenrestaurants (thailändische, orientalische, mediterrane Küche und ein Fischrestaurant). Außerdem gibt es eine terrassenförmige Gartenanlage mit vier Swimmingpools, Spa, Fitnessraum und verschiedene Sportangebote wie Tennisplätze. Für alle Kitesurfer ist die dem Hotel angeschlossene Kitebasis von KITEPEOPLE der zentrale Anlaufpunkt.
Unter Kitesurfern ebenfalls sehr beliebt ist das Hotel Mosaique im Norden El Gounas. Das 2010 eröffnete Vier-Sterne-Hotel im marokkanischen Stil hat 69 Zweibettzimmer, darunter sechs Junior-Suiten und zwei Embassador-Suiten, einen Swimmingpool und ein eigenes Restaurant. Neben einem Loungebereich und einer großzügigen Bar bietet es diverse Serviceangebote nur für Kiter: Eine Webcam mit Liveübertragung vom Strand und entsprechender Windvorhersage liefert permanent Bilder auf die Fernsehgeräte, sodass man immer im Blick hat, ob Wind ist und es sich lohnt, aufs Wasser zu gehen. Der Kitespot ist nur zehn Minuten zu Fuß entfernt, doch es kann auch ein kostenloser Shuttle genutzt werden.
Sehr empfehlenswert ist in unseren Augen das Club Paradiso El Gouna, ein Vier-Sterne-Clubhotel mit 239 Zweibettzimmern. Im Hauptrestaurant, dem Marco Polo, sitzt man auf einer Holzterrasse über der Lagune. Außerdem versorgt das Morgan’s Beach Bistro mit Gerichten à la carte und für den abendlichen Cocktail kann man in einer der drei Bars einkehren. Direkt vor Ort ist die Tauchbasis Coraya Divers und die erwähnte Basis Osmosis Kiteboarding mit sehr nettem Service und einem wunderschönen, gezeitenunabhängigen Revier. Auch Cat-Segeln, SUP oder Windsurfing ist hier am gleichen Spot möglich.
Neben Osmosis Kiteboarding gibt es aber natürlich noch eine Vielzahl weiterer Basen vor Ort. Die Kiteschule Kitepower öffnet täglich ab neun Uhr ihre Tore und bietet einmal in der Woche einen Abstecher mit dem Boot auf einen „secret Riffspot“ an. RedSeaZone ist die einzige polnische Kiteschule am Roten Meer. Da sie bereits 1992 gegründet wurde, gehört sie außerdem zu den Traditionsschulen vor Ort. Bei Weitem kein Geheimtipp mehr ist der Kiteboarding Club. Er ist eine der modernsten und am besten ausgestatteten Kitestationen. Neben den gängigen Leistungen wie Storage, Boot-Rescue sowie Start- und Landehelfern am Strand bietet die Station eine eigene Kitereparaturwerkstatt, ein Testcenter, wo kostenlos das neueste Material von F-One und Trapeze von ION und Manera ausprobiert werden können, eine Kitewaschstraße und freies WLAN. Auch ein zertifizierter Physiotherapeut, der täglich ein umfangreiches Massage- und Entspannungsprogramm anbietet, steht den Gästen zur Verfügung. Es stehen insgesamt etwa 250 Kites und 100 Boards bereit, wodurch jederzeit gewährleistet ist, dass die Gäste sofort und ohne zu warten den gewünschten Schirm in der entsprechenden Größe bekommen können.
Sollte der Wind mal streiken, gibt es für Kitesurfer mit der ortsansässigen Wakeboardanlage eine tolle Alternative. Nur sollte dafür der Wind tatsächlich komplett runtergegangen sein. Ansonsten hat man auf der sehr großen Anlage hohen Chop. Auf zwei Bahnen, eine im und eine gegen den Uhrzeigersinn, kommen Goofy- wie Regularboarder auf ihre Kosten. Der Beachclub, ein Restaurant und ein großen Poolbereich laden auch die weniger boardsportaffine Begleitung zum Verweilen ein.
Für die frühen Abendstunden oder auch an windlosen Tagen empfehlen wir einen Besuch des El Gouna Golf Clubs. Der 18-Loch-Golfplatz mit 72 Par wurde von den US-amerikanischen Golf-Architekten Gene D. Bates und Fred Couples gestaltet. Das Gelände ist leicht hügelig und besitzt Wasserhindernisse. Auch wer ohne Equipment anreist, muss nicht verzichten, denn Schläger, Trolleys und Elektrocarts können im Golf Club gemietet werden. Der Besuch lohnt schon, um einige Bälle auf der Driving Range zu schlagen. Direkt an einer Lagune gelegen, spielt man aufs Wasser hinaus, mit dem Ziel, mehrere kleine, mit Distanztafeln versehene Inseln zu treffen. Der Ausblick auf die kleinen Eilande in der Lagune ist der Hammer und es macht Spaß, wenn man den Bälleeinsammler auf seinem Boot trifft. Auch Motorsportfreunde kommen in El Gouna auf ihre Kosten, denn man kann nicht nur auf der Bahn von El Gouna Go Karts richtig Gas geben, sondern ebenfalls Quad- und Jeep-Safaris machen
Anreise nach El Gouna: FTI Touristik fliegt El Gouna sonntags und donnerstags an.
Lufttemperatur in der Hauptsaison: 26 bis 38 Grad Celsius
Wassertemperatur in der Hauptsaison: 25 bis 29 Grad Celsius
Hotels
Fanadir Hotel ****
Eine Woche mit Flug, z.B. ab Erfurt-Weimar am 10. Dezember 2016 mit Frühstück kosten bei FTI ab 295 Euro pro Person.
Eine Woche nur Hotel mit Frühstück, z.B. am
30. November 2016 buchbar bei FTI ab 182 Euro pro Person.
Captain’s Inn Hotel ***
Eine Woche mit Flug, z.B. ab Erfurt-Weimar am 10. Dezember 2016 mit Frühstück buchbar bei FTI ab 288 Euro pro Person.
Eine Woche nur Hotel mit Frühstück, z.B. ab
27. November 2016 buchbar bei FTI ab 175 Euro pro Person.
Sheraton Miramar Resort El Gouna *****
Eine Woche mit Flug, z.B. ab Hannover am 9.Dezember 2016 mit Halbpension kosten bei FTI ab 450 pro Person.
Eine Woche nur Hotel mit Halbpension, z.B. am 9. Dezember 2016 ist bei FTI buchbar ab 280 Euro pro Person.
Sultan Bey Resort ****
Eine Woche mit Flug, z.B. ab Nürnberg am 7. Dezember 2016 mit All-Inclusive-Verp egung ist bei FTI buchbar ab 423 Euro pro Person.
Eine Woche nur Hotel mit All-Inklusive-Verp egung, z.B. am 2. Dezember 2016 kostet bei FTI ab 287 Euro pro Person.
LABRANDA Club Paradisio ****
Eine Woche mit Flug, z.B. ab Stuttgart am 6. Januar 2017 mit All-Inclusive-Verp egung ist bei FTI buchbar ab 481 pro Person.
Buchungen
Unter www.fti.de, Tel. +4989/710451498 sowie im Reisebüro.
Kiteschulen
Osmosis Kiteboarding:
info@osmosis-kiteboarding.com
RedSeaZone:
info@redseazone.com
Kiteboarding Club:
elgouna@kiteboarding-club.com
Kitepower:
info@kitepower-elgouna.com
Text // Alexander Lehmann, Niels-Gerrit Horz
Fotos // Martin Korf, Nicolas Chibac, Kbc, Orascom