Neoprengeflüster

Bunte Mützen, Hoodies und Mäntel aus Neopren: Accessoires mit Stylefaktor oder relevante Ausrüstungsgegenstände, die einen echten Mehrwert bieten? Neoprenexperte Kai Geffken hat die Antwort.

 

Ein grauer Tag, stürmisch, kalt – zwischendurch gehen immer wieder Regenschauer nieder. An solchen, typischen Frühlingswochenenden fragt man sich, ob eine Kitesession wirklich Spaß bringen kann, oder eher zu einer Tortur wird. Zuhause wäre es doch auch ganz schön. Egal, denke ich, wofür besitze ich denn schon seit Jahren diesen robusten Neoprenmantel, der mir als Schutzschild gegen Kälte und Regen immer wieder treue Dienste geleistet hat? Lange bevor das Thema in Mode kam habe ich mir dieses Accessoire gegönnt und die Entscheidung niemals bereut. Ganz im Gegenteil. Selbst an den kältesten Tagen musste ich beim Aufbau des Kites nicht frieren und auch die Pausen lassen sich in eine lange Kutte aus Neopren gehüllt deutlich komfortabler genießen.

Ursprünglich stammen die Mäntel aus der Windsurfregattaszene und sind keine neuartige Erfindung der kühnen Drachensurfer – wie häufig vermutet. Beim Warten zwischen den Heats kühlten die Windsurfer in ihren nassen Neoprenanzügen einfach schnell aus. So war die Idee für einen Neoprenmantel geboren und der Windchill nicht länger ein Problem. Zudem ließen sich die Profis in ihren Mänteln auch leicht vom restlichen Fußvolk unterscheiden, was den „Promistatus“ optisch unterstrich. Es dauerte dennoch ein paar Jahre, bis sich die Neoprenhersteller dazu durchringen konnten, das nützliche aber ebenso stylishe Accessoire in ihr Produktportfolio aufzunehmen. Zunächst kamen schlichte, schwarze Modelle auf den Markt. Mit der zunehmenden Verwendung von doppelt kaschiertem Neopren und wahrscheinlich nicht zuletzt durch den Wunsch der Kitesurfer, sich optisch abzugrenzen, wurde die Auswahl an Neoprenmänteln immer bunter. Heute gibt es sie in einer breiten Farbauswahl und natürlich als doppelt kaschierte sowie als Glatthautvarianten. Letztere sind definitiv die wärmsten Vertreter, wobei das Angebot der doppelt kaschierten Mäntel breiter ausfällt. Diese sind weniger anfällig für Beschädigungen und grundsätzlich auch etwas flexibler. Nahezu alle Mäntel werden mit einem Front-Reißverschluss versehen, der sich von oben und von unten öffnen lässt. Das bietet die Möglichkeit, sie auch auf dem Wasser zu tragen, wobei die Beweglichkeit dadurch natürlich schon etwas eingeschränkt ist. Damit der Mantel während der Session nicht zu einem schweren Wasserreservoir wird, sind die großen Taschen mit Wasseraustrittslöchern versehen.

Die mittlerweile populäreren, doppelt
kaschierten Neoprenjacken und -hoodies fallen bezogen auf die Funktionalität recht ähnlich aus und unterscheiden sich lediglich beim Preis von den Mänteln. Hier ist die Nutzung auf dem Wasser noch intensiver in den Fokus gerückt. Sowohl die Hoodies als auch die Jacken sind überwiegend mit einer Öffnung für den Trapezhaken ausgestattet. Stylefaktor, oder technisches Accessoire mit Mehrwert? Ganz klar Zweiteres. Kombiniert mit einem Neoprenüberzieher kann die Wärmeleistung des Anzugs deutlich erhöht werden und diese Herangehensweise ist auf jeden Fall günstiger, als ein zweiter, dickerer Anzug. Allerdings muss gesagt werden, dass die Bewegungsfreiheit auch bei dieser Variante etwas leidet und bei unter dem Überzieher getragenem Trapez die Leash immer vorn befestigt und durch die Öffnung für den Trapezhaken geführt werden sollte. Keine optimale Lösung also für Handlepass-Fans.

Mehr als offensichtlich dienen die Jacken und Hoodies aber auch als optisches Gimmick: gut aussehen, sich von anderen abgrenzen und auffallen. Die Hersteller tun alles, um diesen Bedarf zu stillen. Entsprechend groß präsentiert sich das Angebot heute. Preislich beginnt das Thema Neoprenüberzieher bei den Hoodies ab 119 Euro und endet bei 199 Euro, die für eine ION Shelter Jacket anfallen. Ein Must-have? Ich würde sagen ein Can-have! Nützlich und stylish, aber wirklich wichtig nur für diejenigen, die viele Pausen am Strand machen, wenn das Wetter nicht so richtig prickelnd ist.

Eine kleine Revolution hat in jüngster Vergangenheit bei den Kopfbedeckungen für Wassersportler stattgefunden. Noch vor einigen Jahren fand man als Kälteschutz überwiegend die wie Sturmhauben aussehenden Neoprenhauben in den Regalen der Shops. Nach wie vor gibt es die meist aus Glatthautneopren gefertigten Modelle auf dem Markt und besonders an wirklich kalten Tagen haben sie eine klare Berechtigung. Vielseitiger einsetzbar sind allerdings die immer beliebter werdenden Neoprenmützen. Etliche Marken führen sie mittlerweile im Sortiment, denn die Nachfrage steigt. Genau wie die altgedienten Hauben schützen sie den Kopf inklusive der Ohren und Stirn vor dem Auskühlen, können aber auch abseits des Wassers getragen werden, ohne dass man dabei aussieht wie ein Astronaut mit Quetsch-Grimasse. Ob mit oder ohne Bommel, in knalligen Farben oder schlicht in schwarz, ermöglicht das breite Angebot der Beanies eine passende Lösung für jeden Geschmack. Unlängst sind sie zu einem modischen Accessoire am Strand geworden. Speziell die knalligen Versionen erfüllen aber auch einen Sicherheitsaspekt. Während einer Notsituation im Wasser schwimmend, ist man mit einer leuchtgelben Neoprenmütze selbst aus der Ferne gut zu erkennen. Extra dafür konzipiert wurde die sogenannte Safety Beanie von ION. Auf dem ohnehin leuchtenden Material finden sich hier zusätzliche Reflektorstreifen.

Die ersten Mützen kamen noch ohne Leash daher – gut für die Shops, weniger gut für die Sportler. Bei einem Sturz war das gute Stück dann meist schnell verschwunden. Mittlerweile sind eigentlich alle Neoprenmützen mit einer Leash ausgestattet, die am Reißverschluss des Anzugs befestigt wird. Aufgrund modischer Trends und stetig neuer Designs ist die Nachfrage jedoch ungebrochen hoch. Nicht zuletzt, weil die Mützen schon ab 25 Euro zu haben sind und damit entschieden günstiger ausfallen als Neoprenhauben. Eine Win-win-Situation also, bei der Kunden und Händler auf ihre Kosten kommen.