Schnell erfahren: Elementare Basics auf dem Foil Teil 5

Die Tack gilt als Paradeversion unter den Richtungswechseln auf dem Foilboard. Sportwissenschaftler und Foil-Experte Thomas Beckmann vom Kiteboarding Club erläutert, wie sie am besten gelingt und dabei noch entsprechend stilvoll ausfällt.

 

Wer die vielfältigen Formen der Halse auf dem Foil bereits sicher beherrscht, wird sich im nächsten Schritt der Tack zuwenden. Entgegen dem Richtungswechsel vor dem Wind stellt das Manöver mit der durch den Wind drehenden Boardnase eine deutlich größere Herausforderung dar, bei der einige Dinge beachtet werden müssen, um tatsächlich auch ans Ziel zu gelangen. Die unterschiedlichen Varianten besitzen verschiedene Schwierigkeitsgrade. Um diese zu meistern, ist nicht nur entsprechende Vorerfahrung notwendig, auch das verwendete Material hat mitunter entscheidenden Einfluss auf das Gelingen. 

Ein großer Softkite ist bei der Halse nicht unbedingt von Vorteil, weil er bei jeglichen Loopvarianten schlicht zu langsam dreht. Bei der Tack kann er hingegen seinen entscheidenden Vorteil ausspielen, der vielen Foilern – besonders bei der Variante mit Fußwechsel – hilft. Denn auch bei niedrigeren Geschwindigkeiten liefert er, im Gegensatz zu den meisten Tubekites, noch einen guten Auftrieb. Wenn sich der Kite im Moment des Richtungswechsels im Zenit befindet und der schwierigste Teil des Manövers folgt, hilft der Softkite dabei, den Fahrer im Schwebezustand zu halten und nicht mit dem Board auf die Wasseroberfläche absinken zu lassen. Bei der wohl schwierigsten Tack-Variante mit Fußwechsel ist der positive Einfluss am intensiv-sten spürbar. Besonders bei den ersten Versuchen sollte aber nicht gleich die Flinte ins Korn geworfen werden, wenn der Richtungswechsel mit einem Touchdown endet und erst bei der Aufnahme von Fahrgeschwindigkeit wieder der Schwebezustand hergestellt wird. Egal ob Tube- oder Softkite, dieser Effekt ist in der Regel der Komplexität des Manövers geschuldet.

Je nach Modell, Größe, Geschwindigkeit und Flugposition liefert ein Kite mehr oder weniger Auftrieb. Für alle Tack-Manöver gilt: Je mehr Auftrieb zur Verfügung steht, desto weniger Geschwindigkeit benötigt der Fahrer, um auf dem Foil in der Schwebefahrt zu verweilen. Diese Grundlage hat enormen Einfluss auf den technischen Anspruch. Vollzieht der Kiter die Tack beispielsweise mit einem unterpowerten Tubekite, muss die Fahrgeschwindigkeit entsprechend hoch ausfallen, damit die Schwebefahrt nicht unterbrochen wird. Ist der Schirm hingegen ordentlich angepowert, wird es sogar möglich, während der Wende nahezu stehen zu bleiben, ohne dass das Board auf dem Wasser landet. Folgt man dieser Leitlinie und den Gesetzen der Physik, sollte eine Tack also mit entsprechend ausreichender Power trainiert werden. Auf diese Weise wird das Wendemanöver mit einer geringeren Fahrgeschwindigkeit möglich. Weniger Speed bedeutet in diesem Fall zugleich mehr Kontrolle. Selbst wenn die Fahrgeschwindigkeit auf ein absolutes Minimum reduziert wird, was bei fehlerhafter Kantenbelastung schnell eintreten kann, wird dieser Umstand mit ausreichend angepowertem Kite nicht direkt mit einem Touchdown bestraft. Auch im Falle eines Sturzes ist ein gut angepowerter Kite von Vorteil, da es so leichter fällt, sich vom scharfkantigen Flügel wegziehen zu lassen. Gleichzeitig stürzt der Kite infolge eines Fahrfehlers bei nicht ausreichender Power schneller ab und lässt sich darüber hinaus auch noch schwerer starten. Ein weiterer wichtiger Aspekt besteht darin, dass der Schirm im gut angepowerten Zustand nicht schnell durch den Zenit geflogen werden muss, um eine stabile Fahrposition aufrecht zu erhalten. Wird die Flugbahn langsamer vollzogen, verläuft auch die Veränderung der Zugrichtung gemächlicher, was die Synchronisierung der Flugbahn mit der gefahrenen Kurve erleichtert. Egal ob Tack into Switch, die anspruchsvolle Rotationswende, oder der 360er: Das perfekte Manöver endet mit derselben Geschwindigkeit, mit der man in das Manöver gestartet ist. Jeder Verlust von Fahrgeschwindigkeit ist ein technischer Mangel oder sogar ein Fahrfehler, den es zu vermeiden gilt.

Rotationswende

Rotationswende

Diese Tack gilt als Königsdisziplin unter den Richtungswechseln. Die zentrale Herausforderung besteht hier in der kontinuierlichen und zugleich dosierten Kantenbelastung. Die Schwierigkeit darüber hinaus darin, dass im Kurvenverlauf zusätzlich noch ein Fußwechsel stattfindet. Zunächst wird die Luvkante über das hintere, linke Bein belastet (bei Fahrtrichtung nach rechts), woraufhin für einen kurzen Moment mit beiden Füßen in den Schlaufen eine Belastung der Leekante mit dem linken Bein erfolgt. Der Wechsel dieser beiden Belastungsmuster ist das Kernelement, welches es zu beherrschen gilt. Der Trick, unter dem vorderen Arm hindurchzuschauen oder das Manöver nur mit der hinteren Hand an der Bar zu fahren, dient dem Zweck, den Oberkörper in der zweiten Hälfte der Kurvenfahrt nah am Depowertampen vorbeidrehen und damit den Körperschwerpunkt nach vorn bringen zu können. Nur so lässt sich im Moment des Fußwechsels die Kante kontinuierlich weiterbelasten und Druck auf den „neuen“ vorderen Fuß bringen. In angepowertem Zustand reicht es für einen erfolgreichen Fußwechsel aus, den Kite von der Ein-Uhr- bis auf die Elf-Uhr-Position zu fliegen (oder andersherum). Erst auf Halbwindkurs angelangt darf der Kite mit einer energischen Lenkbewegung in das Windfenster gesteuert werden.

Besonders bei den ersten Versuchen treten einige Fehlerbilder auf, die ein erfolgreiches Gelingen des Manövers ausschließen. Findet der Ankantvorgang vor dem Fußwechsel zu impulsiv statt, reduziert sich die Fahrgeschwindigkeit. Die lineare Kurvenfahrt wird unterbrochen und häufig entsteht durch den Impuls ein zu starker Lift des Kites, wodurch der Fahrer vom Board oder mit dem Board nach oben gezogen wird. Um das zu verhindern, muss während des Anluvens eine intensive Fokussierung auf die Belastung der Kante erfolgen. Der Fahrer sollte nicht verkrampft am Kite hängen, sondern das Board gefühlvoll auf der Kante navigieren und dabei eine konstante Geschwindigkeit aufrechterhalten.

Wird durch eine zu schnelle Kitesteuerung oder eine zu weit an den Körper herangezogene Bar im Moment des Fußwechsels viel Auftrieb erzeugt, führt der Zug des Schirms meist zu einem Sturz. Diesem Fehler kann mit leichtem Depowern des Kites begegnet werden. Zusätzlich sollte man die Ausgangsposition des Schirms kontrollieren und die Distanz zum Zenit verringern, damit der Kite beim Passieren des Zenits weniger Fluggeschwindigkeit aufbaut. Gegebenenfalls ist auch der Wechsel auf einen kleineren Schirm in diesem Fall angebracht.

Verliert der Fahrer im Moment des Fußwechsels die Kantenkontrolle und rotiert mit dem Hinterteil über das Heck des Boards, hilft es, den Fußwechsel etwas später einzuleiten. Zusätzlich sollte der Fußwechsel zügig vonstattengehen und der Oberkörper eng am Depowertampen vorbeidrehen. Im ersten Abschnitt der Kurvenfahrt unter dem vorderen Arm hindurchzuschauen und das gesamte Manöver nur mit der hinteren Hand an der Bar zu fahren, kann ein weiterer Aspekt sein, um diesem Fehler vorzubeugen. Ebenso wie die Reduzierung der Fluggeschwindigkeit des Kites (depowern) und der Fahrgeschwindigkeit.

360er

360er

Der 360er stellt die leichteste Variante einer Drehung durch den Wind dar, weil weder ein Fußwechsel noch ein Kantenwechsel stattfindet. Seine besondere Faszination erhält der 360er dadurch, dass er in dieser Form nur auf einem Foilboard funktioniert. Ausgangspunkt ist eine Schirmposition zwischen zehn und elf Uhr (Fahrt nach rechts) und ein ausreichend angepowerter Kite. Je weniger Kitezug zur Verfügung steht, desto weiter unten muss sich die Ausgangsposition befinden, da dann der zusätzliche Zug des schneller fliegenden Kites benötigt wird. Mit dem Einlenken des Schirms in Richtung Zenit findet ein energisches Anluven des Boards statt. Sobald es mit der Nase in den Wind zeigt, wird der Kite aus dem Zenit in den Downloop geschickt. Das zentrale Merkmal der Kitesteuerung liegt darin, dass der Schirm in der nun folgenden zweiten Hälfte des Manövers immer etwas rückseitig bleiben muss, die Boardspitze also stets etwas weiter durch den Wind gedreht ist als die Zugrichtung des Kites. Fliegt der Schirm zu schnell durch das Windfenster oder wird zu früh in den Downloop geschickt, zieht er den Fahrer rückwärts vom Board. Gleichzeitig sollte er nicht zu lange im Zenit verweilen, bevor der Downloop startet, da sonst nicht mehr ausreichend Zug zur Verfügung steht. Die Folgen wären ein Geschwindigkeitsverlust und der Touchdown des Boards. 

Tack into Switch

Tack into Switch

Dieser Richtungswechsel ist der normalen Tack sehr ähnlich, aber entscheidend leichter zu fahren, da kein Fußwechsel stattfindet. Eine sichere Boardkontrolle in der Switchposition ist für dieses Manöver obligatorisch und sollte vor den ersten Versuchen beherrscht werden. Im ersten Abschnitt des Richtungswechsels wird der Kite von der Zehn- bis Elf-Uhr-Position (Fahrtrichtung nach rechts) langsam in den Zenit geflogen. Sobald er ihn erreicht hat, sollte das Board mit der Nase bereits deutlich durch den Wind gedreht haben. Bis dahin findet die Belastung des Boards über den hinteren Fuß statt. In der dann folgenden Bewegungskombination erfolgen zwei entscheidende Dinge kurz nacheinander: Der Körper wird in eine aufrechte Position gebracht und die Boardbelastung wechselt vom hinteren Fuß auf den vorderen, wobei der Fahrer die Kantenbelastung nahezu vollständig aufgibt. Sobald der Kitezug das Aufrichten des Körpers unterstützt, sollte der Schirm in eine energisch ausgeführte Sinuskurve gelenkt werden. So eng wie möglich schiebt sich der Oberkörper daraufhin an der Depower-Leine vorbei. Ein aktives Vorbeiziehen an der Bar hilft, um bei diesem dynamischen Belastungswechsel schnell das Gewicht auf den vorderen Fuß zu verlagern.