It’s more fun in the philippines

Grün, wild, unerschlossen und mit einzigartigem Charme präsentiert sich dieser Inselstaat in Südostasien. Weiße Sandstrände unter majestätischen Palmen prägen das Bild des zweitgrößten Archipels der Welt.

Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Reisezielen dieser Güte finden sich an den wenigsten Stränden entlang der über 35.000 Kilometer langen Küstenlinie Touristen. Ein Rohdiamant für Kitesurfer, die in den Wintermonaten nicht nur kristallklares Wasser und Wind, sondern auch überwiegend leere Spots vorfinden.

„It ́s more fun in the philippines!“ Mit diesem Slogan wirbt der nördlich von Indonesien gelegene Inselstaat auf Plakaten, Flyern und in Fernsehspots für sich. Ein Land des Lächelns, des Naturreichtums und der Abenteuer, so will man sich der Welt präsentieren: offen, warmherzig und gastfreundlich. Um das zu glauben, genügt mir ein Blick in das Gesicht unseres Kapitäns, der stets ein Lächeln auf den Lippen hat und mit seiner Mannschaft zu scherzen pflegt. An Bord seiner in hellen Blautönen gehaltenen Bangka schaukeln wir gemütlich Richtung Seco Island, einer unbewohnten Insel westlich des Nordzipfels von Panay, die sinnbildlich für die touristische Unberührtheit der Philippinen steht.

Filipinos sind begeisterte Gastgeber, Besucher daher immer willkom­men, ganz egal ob am Marktstand oder in den heimischen vier Wänden. „Mabuhay“ lautet ihr Willkommensgruß, der nicht nur ein schlichtes Hallo ist. Er drückt auch aus: „Wir freuen uns, dass du gekommen bist“. In kaum einem anderen Land Asiens treffen Reisende auf eine größere Vielfalt kultureller Einflüsse. Filipinos sind malaiischen Ursprungs, haben spanische Nachnamen und beherrschen zu großen Teilen die amerikanische Sprache. Mehr als 300 Jahre spanische Kolonialherrschaft und knapp 50 Jahre US­ Besatzung haben ihre Spuren hinterlassen. Die häufig kritisierte westliche Prägung der Filipinos bringt für Touristen einen klaren Vorteil. Denn selbst bei Reisen quer durch das Land existieren kaum Sprachbarrieren, was die Verständigung einfach macht. Stress und Geschwindigkeit sollte man aber direkt bei der Ankunft ablegen. Wer auf die Philippinen reist, muss nicht nur seine Armbanduhr, sondern auch die innere europäische Uhr auf das lokale Zeitmaß umstellen. Hektik ist für die Filipinos ein Fremdwort. Sie arbeiten langsam, nehmen sich besonders fürs Essen häufig und viel Zeit und lassen sich dabei von nichts aus der Ruhe bringen.

Bildschirmfoto 2015-10-06 um 10.53.15Der Tourismus ist eine wichtige Einnahmequelle auf den Philippinen, trotzdem finden sich nur wenige Ballungszentren, die an Massentouris­ mus erinnern. Der wohl bekannteste Ort für Urlauber ist die kleine Insel Boracay, vor dem Nordzipfel Panays zwischen der Sulu­ und der Sibuyan­See gelegen. Mit einem der schöns­ ten Strände der Welt, dem White Beach, gilt das Eiland als Kronjuwel unter den über 7.000 Inseln und zieht überwiegend Reisende aus dem asiatischen und dem amerikanischen Raum an. Mit einer Länge von etwa sieben Kilometern und an der schmalsten Stelle einer Breite von knapp einem Kilometer ist die Fläche überschaubar, das Gesicht aber trotzdem sehr vielseitig. Kristall­ klares, warmes Wasser, weiße Strände und Pu­ derzuckersand sind die schlagenden Argumente für ein fast schon überentwickeltes Reiseziel. Auf dem schmalen Verbindungsstück der wie ein Knochen geformten Insel pulsiert das Leben zwischen White Beach und Bulabog Beach.

Hotels, Hostels, Bars, Restaurants und einige Diskotheken locken hier mit ihren Angeboten. Im Gegensatz zu den meisten anderen Reise­ zielen auf den Philippinen kann hier bis in die Morgenstunden gefeiert werden. Aber trotz der großen Beliebtheit sind auch Plätze der Ruhe zu finden, selbst während der Hochsaison, die von November bis März andauert. In diesen Monaten bestimmt der Amihan, der Nordost­Monsun, das Klima auf den Philippinen. Er bringt einen kühle­ ren Wind mit sich, der für angenehme Lufttempe­ raturen zwischen 25 und 30 Grad Celsius sowie geringe Regenmengen sorgt. Ab dem Frühjahr bis in den Herbst hinein bestimmt der Habagat das deutlich heißere Wetter mit verstärkten Regen­ fällen und Winden aus Südwest.

Die Amihan­-Saison ist auch die beste Zeit für Kitesurfer, um Boracay einen Besuch abzustatten. Während sich dann am westlich gelegenen, fast drei Kilometer langen White Beach Sonnenhung­ rige bei einer leichten Brise im seichten Wasser vergnügen, ist am gegenüberliegenden Bulabog Beach Action angesagt. In der großzügigen Bucht reiht sich eine Kiteschule an die nächste und hundert Schirme am Himmel sind keine Selten­ heit. Richtig eng wird es aber auf dem Wasser auch dann nicht, denn die sich über einen halben Kilometer bis zum vorgelagerten Riff erstreckende Lagune bietet viel Platz. Auch Einsteiger kom­ men hier voll auf ihre Kosten, da die Lagune je nach Gezeitenstand fast durchgehend knie­ bis brusttief ist. Neoprenschuhe sollten trotz ange­ nehmer Wassertemperaturen aber auf jeden Fall im Gepäck enthalten sein, denn vereinzelt leben Seeigel im Wasser. Für einen Tapetenwechsel bietet sich ein Downwinder zum Union Beach an, der etwa drei Kilometer südlich auf dem „Fest­ land“ von Panay gelegen ist. Eine Kiteschule mit Restaurant lädt dort neben der riesigen Lagune zum Verweilen ein und am Himmel sind so gut wie nie mehr als vier bis fünf Kites zu sehen. Wer sich hier bis zur Erschöpfung ausgetobt hat, kann den Rückweg nach Boracay alternativ auch mit Tricycle und Fähre antreten.

Boracay gilt aber nicht nur als Tourismus­ und Partyhochburg. Durch die prädestinierte Lage vor dem Nordzipfel von Panay fängt das Eiland in der Amihan­Saison überdurchschnittlich viel Wind ein und übertrumpft damit nahezu alle anderen Spots der Region. Diese Tatsache lässt Kiter selbst von der durch eingeleitete Abwässer etwas dürftigen Wasserqualität am Bulabog Beach absehen und macht Boracay zum absoluten Kite­Mekka der Philippinen. Die Windausbeute von November bis März liegt bei etwa 85 Prozent, wobei die Kraft des Windes stark variieren kann. Stürme sind ebenso dabei wie Leichtwindtage, weshalb kleine und große Schirme zum Einsatz kommen. Entspre­ chend der großen Beliebtheit ist das Spektrum der Beschäftigungsmöglichkeiten auf Boracay breit gefächert und lässt sich in zehn Tagen nicht im An­ satz ausreizen. Tauchen, Segeln, Inseltouren zu den abgelegenen Stränden im Norden, Flyboarding, Golfen, Gokart fahren, Wellenreiten auf einer künstlichen Welle, Höhlentouren, Entspannungs­ tage im Spa oder Shoppingtouren in der wuseligen D‘Mall im Inselzentrum, für nahezu jeden Ge­ schmack wird etwas geboten. Eine Insel zum ver­ lieben, die etliche Gäste zu Wiederkehrern macht, oder sogar zum dauerhaften Verweilen einlädt. Die Deutsche Kathrin Borgwardt ist dem Charme der Insel bereits vor zwölf Jahren verfallen und lebt seitdem die Hälfte des Jahres auf Boracay. Am nördlichsten Zipfel des Bulabog Beach betreibt sie mit dem Surfers Home eine kleine Un­ terkunft mit sieben Doppelzimmern, die direkten Zugang zum Kitestrand bietet. Einfache Zimmer ohne Klimaanlage machen das Surfers Home preislich attraktiv für Budget­Reisende, die eine fa­ miliäre Atmosphäre zu schätzen wissen und ihren Kite direkt neben dem Frühstückstisch aufbauen wollen. In der benachbarten Kiteschule Isla Kite betreibt Kathrin zudem ein kleines Restaurant, das gutes Essen zu günstigen Preisen bietet.

Um ihren Gästen einen abwechslungsreichen Aufenthalt zu garantieren, organisiert sie jede Woche verschiedene Touren. Zum Beispiel Stand­up­Paddeln durch den Regenwald mit Zwischenstopp an malerischen Wasserfällen. Ein ganz besonderer Leckerbissen ist der dreitägige Trip nach Seco Island, einer nur etwa zwei­ hundert Meter langen, unbewohnten Insel im Südwesten von Boracay. Sie steht sinnbildlich für die Postkarten­Kulisse der Philippinen und ist dabei so traumhaft, dass es fast schon kitschig wirkt. Eingerahmt von einem vorgelagerten Riffgürtel liegt Seco Island eingebettet in eine große, leuchtende Lagune, die durchgehend stehtief ist. Da sich nur wenige Büsche auf der Insel befinden, wird der Wind durch nichts ge­bremst. In Luv können Ein­ und Aufsteiger sicher ihr Fahrkönnen steigern, während Freestyler in Lee eine spiegelglatte Piste vorfinden und durch das ebenfalls vorhandene Rescue­Boot rundum abgesichert sind. Während die Kitebedingungen das Zertifikat „Fünf­Sterne­Plus“ erfüllen, sind die wohnlichen Annehmlichkeiten entsprechend der Abgeschiedenheit eher rudimentär. Geschla­fen wird in Zelten oder unter freiem Himmel auf dem schneeweißen Strand. Toiletten und andere sanitäre Einrichtungen sind nicht vorhanden. Da­ für entschädigen die romantischen Abende am Lagerfeuer bei lauen 26 Grad und dem Gefühl allein auf der Welt zu sein.

Bildschirmfoto 2015-10-06 um 10.54.00Wer den Weg von Europa bis auf die andere Sei­te der Welt angetreten hat, sollte unbedingt auch noch weitere Inseln der Philippinen erkunden. Das inländische Flugnetz ist gut ausgebaut und Anbieter wie Cebu Pacific, Philippine Airlines oder kleinere Fluggesellschaften fliegen nahezu jede Insel an. Die kleinsten können dann problem­ los mit Fähren erreicht werden. Um einen Kontrast zu Boracay zu setzen, entscheiden wir uns für die Calamian­Inseln, nördlich von Palawan. Dieser kaum besiedelte Archipel besteht aus hunderten, wenig erschlossenen Inseln. Auf einer von ihnen, genauer auf Dalawang Island, hat der Deutsche Johannes Bley in Kooperation mit dem französi­ schen Inhaber der Insel ein gleichermaßen exo­ tisches wie paradiesisches Kitecamp errichtet, das Robinson­Crusoe­Feeling aufkommen lässt.

Mit dem Flieger von Manila kommend landen wir auf Busuanga. Auf der Hauptinsel des Calamian­ Archipels befindet sich das Fischerdorf Coron, welches gleichzeitig Dreh­ und Angelpunkt der gesamten Region ist. Im Hafen des wuseligen Ortes sind die Auslegerboote der Fischer vertaut, die den täglich stattfindenden Markt mit Fisch, Obst und Gemüse beliefern. Garküchen auf Rädern, lärmende Motorrad-­Rikschas und der Geruch von gegrilltem Fisch untermalen das Ambiente. Lediglich eine schmale Meerenge teilt Busuanga und die in Blickweite des Hafens liegende Naturschönheit Coron voneinander.

Hier hat sich vor einem guten Jahrzehnt etwas ereignet, das für die sonst von Korruption ge­prägten Philippinen eher untypisch ist. Coron gilt als Heimat der Tagbanua, die zu den Ureinwoh­ nern der Philippinen gehören. Sie bekamen von der Regierung das Recht zugesprochen, über das Land ihrer Vorfahren und die angrenzenden Gewässer zu bestimmen, sich somit gegen über­ laufenden Tourismus und auswertige Fischer zur Wehr zu setzen. Dadurch präsentiert sich Coron auch heute noch als wildes Naturreservat. Die Überfahrt von Busuanga nach Dalawang Island dauert etwa zwei Stunden mit der Bangka und führt entlang der hohen Kalksteinfelsen von Coron, die mit fast schon mystischer Schönheit weit aus dem Meer herausragen. Sie schirmen das Inselinnere wie eine natürliche Festungs­ mauer ab, wo sich insgesamt sieben Seen ver­ bergen. Zwei davon dürfen durch die Tagbanua genehmigt im Rahmen von Tagestouren besucht werden. Vorbei an zerklüfteten Felseninseln, die von saftigem Regenwald bedeckt sind, und ausgedehnten Perlenzuchtfeldern erreichen wir das Kitecamp 250K und kommen aus dem Stau­ nen kaum noch heraus. Mit einem Durchmesser von knapp 150 Metern thront die eigentlich nur aus einem großen Felsen bestehende Insel in einer leuchtend blau erstrahlenden Lagune und geht mit einem kleinen weißen Sandstrand in das Meer über. Am dicht bewachsenen Hang schmiegen sich auf eigens dafür angelegten Terrassen Bambus­Bungalows in die Szenerie. Weitere befinden sich von Palmen mit Schatten bedacht auf dem Strand, wo auch das Res­ taurant als Zentrum des Insellebens steht. Mit insgesamt sieben Hütten können bis zu 17 Gäste gleichzeitig auf der Insel wohnen. Da wir zum Saisonstart ankommen, haben wir das Eiland für uns ganz allein, was unserer Faszination die Krone aufsetzt.

Vor zwei Jahren öffnete das Kitecamp auf Dalawang erstmals seine Pforten. Seitdem hat sich viel getan. Von Solar­Panels gespeist gibt es Strom auf der Insel, fließendes Wasser in den Hütten und sogar WLAN, was in mancher Situ­ ation vergessen lässt, dass man sich auf einem abgeschiedenen Eiland inmitten des Ozeans befindet. Mit viel Liebe zum Detail sind die Unter­ künfte gestaltet, die allesamt einen berauschen­ den Blick auf die Lagune freigeben und für die heißen Nächte sogar Ventilatoren besitzen. Das leibliche Wohlergehen auf Dalawang garantiert eine mehrköpfige Küchencrew, die dreimal täglich Köstlichkeiten auf den Tisch bringt. Um die Abläu­ fe zu vereinfachen, ist der Aufenthalt all­inclusive, mit Ausnahme von alkoholischen Getränken. Wie in der gesamten Region dauert die Windsai­ son von November bis März, wobei Dezember und Januar die Kernmonate mit der besten Ausbeute sind. Kitekurse werden vor Ort ebenso angeboten wie auf Wunsch tägliche Ausflüge zu den zahlreichen umliegenden Spots. Bei der vorherrschenden Windrichtung aus Nordost kann man direkt auf dem kleinen Strand von Dalawang starten. Einsteiger haben die Möglich­ keit von einem Lehrer und einem Boot begleitet kilometerlange Downwinder zu absolvieren, was beste Lernerfolge garantiert. Rund um Dalawang befinden sich aber noch etliche atemberau­ bende Ausweichspots, von denen keiner weiter entfernt liegt als 40 Minuten mit der Bangka. Für jede Windrichtung ist einer dabei, der bei ablandigem Wind eine spiegelglatte Piste bietet. Und das Beste daran: In der Regel muss man ihn mit niemandem teilen.

Selbst Tage ohne Wind werden hier nicht lang­ weilig. Durch das direkt vorgelagerte Riff reichen wenige Schritte mit Taucherbrille und Schnorchel ins glasklare, 28 Grad warme Wasser und sofort ist man mittendrin in der spannenden Unterwas­ serwelt. Die Vielfalt der Korallen, in denen sich Clown­ und Geisterpfeifenfische, Muränen, und Schnecken in leuchtenden Farbtönen tummeln, ist doppelt so groß wie auf den Malediven.

In der Tiefe verbergen sich Stachelrochen im Sand, blitzschnell schießen Schwarzspitzen­ Riffhaie vorbei und mit ganz viel Glück kann man sogar Walen begegnen. Wer sich eine Auszeit von körperlicher Betätigung gönnen möchte, findet in den zahlreichen Hängematten oder den Liegestühlen am Strand ein Plätzchen der absoluten Ruhe und Entspannung, das mit einer selbstgeernteten Kokosnuss an Exotik­Feeling kaum zu überbieten ist. Nach einer guten Woche auf Dalawang, die durch den Taifun Ruby bedingt sogar noch einen der in dieser Jahreszeit äußerst seltenen Regentage brachte, führt uns die Reise weiter Richtung Süden. Mit der Fähre, die Dalawang Island von Coron kommend passiert, brechen wir auf nach Palawan. Diese fast 400 Kilometer lange aber nur 40 Kilometer breite Insel liegt wie ein Grenzstreifen nach Westen im Südchinesischen Meer.

Zahlreiche Tiere und Pflanzen sind hier ende­-misch und machen die Insel mit ihren Hunderten Stränden sowie dem wuchernden Dschungel ein­ zigartig. Die an diesem Tag ruhige See begünstigt die Reisedauer, weshalb unser großes Ausle­ gerboot gerade mal sechs statt der eigentlich anvisierten acht Stunden benötigt, bis der kleine Hafenort El Nido ganz im Norden Palawans vor dem Bug auftaucht. Von schroffen Felsformationen eingerahmt ist El Nido ein kleines Mekka für Rucksackreisende, die von günstigen Preisen für Unterkünfte, feinsandi­ gen Stränden, genialen Tauch­ und Schnorchel­ revieren sowie einem pulsierenden Nachtleben angelockt werden. Direkt hinter der Ortschaft er­ streckt sich die wilde Natur von Palawan, die wir in einem Kleinbus sitzend mit geringer Geschwin­ digkeit auf dem Weg zum Kiteresort Qi Palawan durchstreifen. Dass diese Insel noch so unbe­ rührt ihr Dasein fristet, liegt auch daran, dass selbst die große Hauptstraße nicht durchgehend asphaltiert ist. Ohne Vorwarnung geht sie in eine Schotterpiste über, auf der sich mancher Tourist mit seinem Zweirad blutige Knie holt. Während nach links immer mal wieder der Blick auf kleine Buchten mit dunklen Riffen unter hellblauem Wasser freigegeben wird, erstrecken sich rechts der Straße von Urwald überwucherte Gebirgs­ züge und endlos wirkende Reisfelder. Mächtige Wasserbüffel grasen auf den Wiesen, bearbeiten vor den Pflug gespannt die Felder und tragen auf ihren breiten Rücken grazile Kuhreiher spazieren. Nach einer knappen Stunde Fahrt, während der die Besiedelung stetig dünner wird, erreichen wir das vollkommen abgeschiedene Resort. Hier an der Nordostküste hat die Amerikanerin Bettina Rodarte gemeinsam mit ihrem Mann eine Oase der Entspannung geschaffen. Das Qi Palwan ist nach philippinischen Maßstäben ein kleines Luxusresort, das auf Exklusivität und besten Service baut. Lediglich sieben großzügige Häuser stehen zur Verfügung, wovon zwei für Familien­ belegungen zweigeschossig errichtet wurden.

Von der üppigen Gartenanlage mit kleinem Pool bis hin zur europäisch geprägten Speisekarte, einer umfangreichen Auswahl an erlesenen Weinen und höchst komfortabel ausgestatteten Unterkünften wird hier nichts dem Zufall überlas­ sen. Während ein gutes Dutzend Gäste schon die Vollbelegung bedeutet, ist ein mindestens doppelt so großes, gut geschultes Team von Angestellten damit beschäftigt, den Urlaubern jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Als Verwirklichung des eigenen Lebenstraumes gedacht, versteht sich das Qi Palawan laut Bettina als Kite­ und Yoga­ Resort. Für genau diese Betätigungen wurden

die optimalen Rahmenbedingungen gesucht und gefunden. Jeden Morgen besteht die Möglichkeit auf der eigens dafür angelegten Open­Air­Terrasse an gemeinsamen Yoga­Aktivitäten teilzunehmen, die häufig besser besucht sind als der dem Resort direkt vorgelagerte Strand. Was allerdings nichts mit dem Strand zu tun hat, sondern viel mehr damit, dass Exklusivität auch auf dem Wasser zum Programm gehört. Die Bucht vor dem Qi Palawan ist vergleichbar groß wie die Kitebucht in Boracay, mit dem entscheidenden Unterschied, dass hier nicht über hundert, sondern im Härtefall drei bis vier Kiter gleichzeitig auf dem Wasser sind. Fast einen halben Kilometer weit kann man in der Lagune hinauslaufen, bevor das Wasser am vorgelagerten Riff Brusttiefe erreicht. Und Seeigel müssen ebenfalls nicht befürchtet werden. Durch den schräg auflandigen Wind kommen Anfänger wie Fortgeschrittene in den Genuss optimaler Bedingungen und die Phrase „vom Bett aufs Brett“ ist in vollem Umfang zutreffend. Als westlichste Insel der Philippinen wird Palawan nicht ganz so konstant vom Amihan heimgesucht wie Boracay, kommt in den Monaten Dezember bis April aber trotzdem auf eine gute Windausbeute. Sollte der gewünschte Wind mal vollständig ausbleiben, finden sich rund um die vorgelagerten Inseln zahlreiche traumhafte Schnorchel­ und Tauch­reviere. Tauchkurse gehören genau wie Kitekurse und Ausflüge mit der Bangka zu den angebotenen Leistungen des Qi Palawan. Wer auf der Suche nach Abgeschiedenheit und Entspannung ist, wird diese Wohlfühl­-Oase grenzenlos zu schätzen wis­sen. Wenn sich dann abends absolute Stille über den Garten des Resorts legt, das Meer unter der gekippten Mondsichel schimmert und ein warmer Sommerwind durch die schwarzen Palmenwipfel streift, fällt es schwer, darüber nachzudenken, diesen Ort jemals wieder verlassen zu müssen.

INFOS PHILIPPINEN

SPRACHE Filipino und Englisch sind die beiden Amtssprachen.

WÄHRUNG Philippinischer Peso (PHP), 1 Euro entspricht circa 50 Pesos

EINWOHNER 92 Millionen

ZEITVERSCHIEBUNG Plus sieben Stunden (Winterzeit), plus sechs Stunden (Sommerzeit)

KLIMA Tropisch bis subtropisch

NEOPRENANZUG Shorty oder nur Boardshort, Neoprenschuhe

WETTER Die Temperaturen auf den Philippinen schwanken nur minimal. Während die Tages­ höchstwerte an der Küste von April bis Oktober auch mal über 30 Grad Celsius steigen, liegen sie in der übrigen Zeit bei angenehmen 25 bis 28 Grad. Auch nachts wird es nicht kälter als 22 Grad. Kleine Regenschauer können selbst bei Sonnenschein mal auftreten, führen aber nicht zur Abkühlung der Luft. Die Wassertemperatur liegt ganzjährig zwischen 26 und 28 Grad. Anfang November endet statistisch die Re­genzeit, jedoch sind Schauer auch bis in den Dezember hinein immer mal möglich. Wer jeden Tag stahlblauen Himmel sucht, ist mit den Philippinen nicht richtig beraten.

WIND In der Saison des Amihan (November bis März) finden Kiter die besten Bedingungen für eine Reise auf die Philippinen. Grob gilt: Je weiter östlich gelegen, desto besser fällt die Windaus­ beute aus. Als windsicherer Hotspot hat Boracay in der Amihan­Saison etwa 85 Prozent der Tage mehr als vier Windstärken zu bieten. Verglichen mit recht verlässlichen Starkwindrevieren wie Nordbrasilien oder Kapstadt ist die Intensi­tät deutlicheren Schwankungen unterlegen, weshalb sowohl kleine aber auch große Kites im Boardbag Platz finden sollten.

ANREISE Von Deutschland aus gibt es Flüge über Singapur direkt nach Kalibo (Boracay), was einen zweiten Zwischenstopp in Manila erspart. Mit einer Anreisezeit von 20 bis 25 Stunden muss allerdings gerechnet werden, egal für welche Variante man sich entscheidet. Manila ist das Luftfahrt­Drehkreuz auf den Philippinen, über das nahezu alle Inlandsflüge gehen. Man sollte seine Reise und die entsprechenden Flüge daher möglichst so planen, dass man so selten wie möglich in der Hauptstadt zwischen­ landen muss.

GELD Auf Boracay gibt es zahlreiche Geldautoma­ ten. In den übrigen Regionen, wie beispielsweise im Norden von Palawan, ist der nächste Geldauto­ mat auch gern mal drei bis vier Autostunden ent­ fernt gelegen. Daher sollte man sich am Flughafen bereits mit Bargeld versorgen. Dort stehen Geld­ automaten und Wechselschalter zur Verfügung. Ebenfalls lohnt es sich, eine lokale SIM­Karte zu kaufen, da die WLAN­Qualität, wenn überhaupt angeboten, meist schlecht ist. Die Internet­Flat für eine Woche gibt es schon ab etwa fünf Euro.

INFORMATIONEN UND BUCHUNG

www.orca-kite.de

info@orca­kite.de +49 8031 1885­2000

www.qipalawan.com www.kiteboarding-philippines.com www.surfershomeboracay.com

Dieser Artikel ist in der Kitelife Ausgabe Nr. 44 erschienen.