Core XR2
Er war der erste und ist damit auch der dienstälteste Kite bei Core. Auf seinen Erfolg als Innovationsträger gründet sich das hohe Ansehen der Core-Produkte. Kein Wunder also, dass die Entwickler ihm nach wie vor besondere Aufmerksamkeit schenken, auch nachdem er mit dem GTS einen Mitstreiter an die Seite gestellt bekommen hat.
Schon beim Aufbau ist eine deutliche Komfortsteigerung festzustellen. Der XR2 besitzt nicht nur ein One-Pump-System, sondern ist als erster Kite bei Core mit dem neuen Speed Valve ausgestattet. Dabei handelt es sich um ein Ventil mit vergrößertem Durchmesser, das mittig auf der Fronttube sitzt. Der Pumpenschlauch wird ohne Aufsatz direkt mit dem Ventil verbunden. Durch den großen Durchmesser ist der
Widerstand beim Pumpen spürbar geringer als zuvor und die Struts sind zügig befüllt. Gleichzeitig dient das Speed Valve auch als Auslassventil. Die innen liegende Membran wird mit dem seitlich vom Ventil angebrachten Plastikstift entsichert. Bereits bei den ersten Schlägen auf dem Wasser wird eine der wichtigsten Änderungen spürbar. Wurde beim Vorgänger auf mittlere bis hohe Barkräfte gesetzt, fühlt sich der Neue viel spielerischer an. Die Steuerkräfte sind stark gesenkt worden und erinnern schon fast an eine Servolenkung. Auf Direktheit und eine gute Spürbarkeit für den Stand des Kites muss deshalb nicht verzichtet werden. Wer auf die höheren Barkräfte des Vorgängers schwört, kann auf die Trimm-Möglichkeit am jeweils äußersten Schenkel der Waage zurückgreifen. Dort stehen drei unterschiedliche Anknüpfpunkte für die Einstellung der individuellen Barkräfte zur Verfügung. Im unteren Windbereich macht der XR2 schon ansehnlich Dampf und wandert bereitwillig weit nach vorn an den Windfensterrand. Auf diese Weise wird Höhelaufen zu
einem Kinderspiel. In puncto Kraft ist er seinem Vorgänger eindeutig voraus. Die Zunahme an Leistung beruht auf der gesteigerten Streckung des Kites, die durch eine noch intensivere Pfeilung der Fronttube unterstrichen wird.
Wasserstarts vollzieht der XR2 deshalb absolut bereitwillig und zeigt durch die überarbeitete Waage der Frontleinen eine sehr effektive und lineare Depower. Hinzugewonnen hat der Kite auch bei der Kontrollierbarkeit. Denn sogar in voll gedepowertem Zustand bleibt die Reaktion auf Steuerbefehle jetzt in vollem Umfang erhalten. Angesetzt zu den ersten Sprüngen kommt fast schon die Frage nach der Notwendigkeit eines Pilotenscheins auf. Denn der XR2 lässt sich nicht nur genial einfach zum Absprung steuern, er verfügt auch über einen kraftvollen Lift und eine stark ausgeprägte Hangtime. Für ausgehakte Tricks steht zum Absprung gleichermaßen viel Kraft zur Verfügung. Allerdings will der Kite umgehend wieder Richtung Windfensterrand ziehen, was die Leistung während des Sprungs reduziert. Für erste ausgehakte Manöver kein Problem, für fortgeschrittene Freestyler ein Wermutstropfen. Kiter, die auch gern in der Welle ihr Vergnügen suchen, bekommen einen stabil stehenden Kite, eine gute Reaktivität und viel Depower. Zu maximal engen Turns ließ sich der XR2 in der getesteten Größe jedoch nicht hinreißen. Die mit dem Kite ausgelieferte Sensor Bar ist haptisch eine echte Revolution.
Durch die Unibody-Konstruktion – der Barholm besteht aus einem durchgehenden Kunststoffteil – ist sie viel leichter als andere auf dem Markt erhältliche Barsysteme. Auch der neue Adjuster überzeugt durch extreme Leichtgängigkeit und einen geringen Kraftaufwand beim Trimmen des Kites. Der Auslösemechanismus wird durch eine Drehbewegung betätigt, was zunächst ungewohnt ist. Deshalb sollte der Auslösevorgang einige Male ausgeführt werden, bevor man das erste Mal aufs Wasser geht. Durch zwei seitlich sitzende Öffnungen ist der Auslösemechanismus anfällig gegen Sandeintritt, weshalb er vor jeder Session auf Sauberkeit geprüft werden sollte, damit die volle Funktionsfähigkeit gewährleistet ist.
Fazit: In den Punkten Handhabung, Leistung und Komfort sind deutliche Steigerungen erfolgt. Besonders Freerider und Hangtime-Fans werden echte Glücksgefühle erfahren, unabhängig von der Könnensstufe. Aber auch in der Disziplin Wave und bei ausgehakten Manövern liegt die Eignung weit über dem Durchschnitt. Das enorme Kraftpotenzial macht den XR2 gepaart mit den starken Höhelaufeigenschaften sogar für Racer interessant. Ein Allrounder, der diese Bezeichnung wirklich verdient hat.